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Korbflechterei

Updated: Jan 13, 2022



Niyazi amca und seine wunderschönen Geflechte zu finden, hat sich als gar nicht so einfach herausgestellt. Wir fahren in den Südosten der Türkei, nach Antakya und fragen uns durch Dörfer, Gassen und Häuser - um herauszufinden, dass er heute gar nicht da ist, sondern zu einem Arzttermin in die Stadt gefahren ist. Kurz bevor ich endlich bereit bin, aufzugeben, mich meinem Schicksal zu ergeben und einzusehen, dass einem eben nicht jeder Wunsch im Leben erfüllt werden kann, erfahren wir, dass die Schwiegertochter von Niyazi amca da ist. Sie ist bereit, uns zu empfangen und uns die Körbe und Schalen zu zeigen.

Fatma teyze entpuppt sich als gemütliche, zuckersüße Frau, die super gerne redet - es sei denn, die Kamera ist an. Gerade noch möchte sie etwas sagen, dann fällt es ihr wieder ein: „Nimmst du auch meine Stimme auf?“, fragt sie, „dann bin ich lieber still!“ Schon als junges Mädchen hat sie diese wundervollen Schalen geflochten - für ihre Mitgift, aber auch zum Verkauf, um sich mit dem Erlös andere Wünsche finanzieren zu können. „Ich habe sie damals an meinen Schwiegervater verkauft“, erzählt sie, „wer hätte gedacht, dass ich später seinen Sohn heiraten würde!“ und lacht.

Ich erfahre, dass die Schalen früher tatsächlich dem täglichen Gebrauch dienten und ganz vielfältig eingesetzt wurden: als Siebe für Bulgur, zum Waschen von Gemüse oder als Servierplatten auf den Sofras (Bodentische), um die sich die ganze Familie versammelte. Selbst bei der Zubereitung der leckeren Nachspeise Künefe, für die diese Region in der Türkei bekannt ist, kamen sie zum Einsatz. Beim Braten wurde die Künefe zwischen zwei Schalen gewendet. Und dann? „Da die meisten von uns zu Hause kein fließendes Wasser hatten, haben wir die Schalen draußen an Brunnen und in Schüsseln gewaschen und zum trocknen an die Hauswand gehängt“, erzählt Fatma teyze. Mir geht ein kleines Lichtlein auf: Was heute als Wanddekoration in Istanbuls Häusern wiederentdeckt wird, entstand früher hier aus einem Bedürfnis heraus. An den Häusern des Dorfes hingen überall bunte Schalen mit Mustern und Motiven zum trocknen und machten das Leben ein wenig lebendiger und schöner.


Inzwischen ist die Nacht eingebrochen und als ich noch dabei bin, die Schalen für NOA auszuwählen, geschieht das, womit niemand mehr gerechnet hat: Niyazi amca kommt mit seiner Frau zur Tür herein! „Ich habe schon gehört, dass ihr hier seid“, sagt er fröhlich zur Begrüßung. Stolze 85 Jahre ist er alt und hat einiges erlebt. Die Flechtkunst hat für sein Leben einen ganz essenziellen Wert.

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